Photo by Elina Sazonova
Warum wollen so viele Menschen recht haben?
Heute schreibe ich über das Rechthaben und was dir helfen kann, wenn du gerne recht hast und entscheidest.
Was du in diesem Blogbeitrag erwarten kannst:
Warum wollen so viele Menschen recht haben?
Hast du schon mal Menschen getroffen, bei denen du den Eindruck hast, dass es egal ist, was du sagst, sie bestehen weiterhin auf ihre Meinung, als wäre das die einzig richtige Antwort.
Das habe ich. Und heute werde ich dir erzählen, was sich diese Menschen erfüllen, wenn sie recht haben.
Lass uns dies anhand eines Beispiels betrachten:
Anna ist mit dem Fahrrad auf dem Weg zur Arbeit. Sie parkt das Fahrrad an einem Platz, wo sie denkt, dass sie parken darf. Das Fahrrad stört dort niemanden, denkt sie.
Als sie vom Fahrrad weggeht, kommt ein Mann zu ihr herüber und sagt ihr: „Du darfst da nicht parken.“ Sie schaut ihn an und fragt:
„Warum?“
„Es ist halt so. Man darf da nicht parken. Park dein Fahrrad woanders hin.“ Antwortet der Mann.
Anna schaut sich um und sucht nach einem Schild, das das Parkverbot anzeigt. Sie findet kein Schild. Da sie keinen Ärger haben möchte, parkt sie ihr Fahrrad um.
Als sie zur Arbeit geht, erzählt sie, was passiert ist. Dann antworten die Kollegen:
„Ach, du hast Herrn Müller getroffen. Er tut das schon seit Jahren. Man darf da parken.“
Anna ist erleichtert und gleichzeitig verwundert. Sie versteht nicht, warum der Mann sie zurechtgewiesen hat.
Was hat der Mann sich erfüllt?
Lass uns diese Situation betrachten, um zu verstehen, was der Mann sich erfüllt hat.
- Der Mann denkt, dass es falsch ist, dort zu parken. Das heißt, dass er diese Situation in richtig oder falsch einteilt.
- Lass uns nun annehmen, dass der Mann in seiner Kindheit gelernt hat, dass er mehr geliebt wird, wenn er Dinge tut, die richtig sind. Seine Eltern haben ihn dann gelobt und ihre Liebe für ihn gezeigt.
- Anna hat dort geparkt, wo man seiner Meinung nach nicht parken darf. Dies ist dann eine Möglichkeit für den Mann, Anna zu zeigen, dass sie etwas tut, was falsch ist. Dies impliziert indirekt, dass er weiß, was richtig ist. Und da er in seiner Kindheit dann Liebe und Lob bekommen hat, heißt dies für ihn, dass er dies damit verbindet. Wenn er Anna sagt, dass sie etwas tut, was falsch ist, dann fühlt er sich also wohler. Denn er erfüllt sich seine Bedürfnisse nach Liebe und Selbstwert.
- Es geht hier nicht darum, was tatsächlich recht ist oder nicht. Auch wenn es dort ein Parkverbot gegeben hätte, wäre das Ergebnis gleich gewesen.
Es gibt natürlich auch andere Gründe, warum er ihr hätte sagen können, dass sie dort nicht parken darf. Es hätte sein können, dass er sich sorgt, dass das Fahrrad kaputtgeht, weil er schon mehrere Fahrräder gesehen hat, die dort kaputtgegangen sind. Oder es hätte sein können, dass er um den Schutz der Fußgänger sich sorgt, weil sie dann zu wenig Platz haben würden und kaum das Fahrrad umgehen könnten.
Dann wäre sein Antrieb eher, dass er sich kümmern möchte, und er würde sein Bedürfnis nach Fürsorge erfüllen. Meiner Erfahrung nach ist es in solchen Situationen dann hilfreich, dies zu äußern. Zum Beispiel: „Ich mache mir Sorgen um dein Fahrrad. Ich habe dort mehrere Fahrräder gesehen, die kaputtgegangen sind. Vielleicht magst du dein Fahrrad woanders hinstellen?“ Das finde ich angenehmer zu hören, denn dann weiß ich direkt, dass es nicht um recht haben geht, sondern um Bedürfniserfüllung.
Bedürfnisse nach Selbstwert und Liebe
Jetzt gibt es vielleicht den einen oder anderen, der erkannt hat, dass nicht nur recht haben eine Strategie sein kann, um Bedürfnisse nach Selbstwert und Liebe zu erfüllen. Sondern auch:
- Gehorsamkeit der Kinder – Wenn die Kinder sich „richtig“ benehmen, dann sendet dies unterbewusst ein Signal an die Eltern, dass die Eltern richtig sind. Was vielen mit wertvoll und liebevoll verbinden, denn dies haben sie selbst in der eigenen Kindheit erlebt.
- Ein aufgeräumtes Zuhause haben – Wenn das Zuhause aufgeräumt ist, sendet dies ein Signal, dass die Eltern wertvoll und liebevoll sind. Denn auch dies haben sie in der Kindheit gelernt, als sie gelobt wurden, nachdem sie aufgeräumt hatten.
- Alles alleine schaffen und nicht nach Hilfe fragen – Wenn die Eltern alles alleine schaffen und nicht nach Hilfe fragen, dann sendet dies unbewusst ein Signal, dass sie liebevoll und wertvoll sind. Denn in der eigenen Kindheit haben sie dies gelernt, als die eigenen Eltern ihnen Liebe und Lob gegeben haben, als sie Dinge alleine geschafft haben.
Dies sind nur einige Beispiele.
Meine Frage an dich: Welche Strategien nutzt du unbewusst, um dir deine Bedürfnisse nach Liebe und Selbstwert zu erfüllen?
Warum wollen Eltern recht haben?
Auch Eltern haben Gründe, warum sie recht haben wollen. Hier sind einige:
- Sie sind mit richtig und falsch aufgewachsen. Unterbewusst tendieren sie dazu, dass es einen richtigen Weg gibt und die anderen Wege sind falsch. Sie finden es daher schwierig, die Perspektive zu wechseln und Situationen aus anderen Perspektiven zu sehen.
- Sie wurden gelobt, wenn sie recht hatten und verknüpfen dies mit wertvoll sein. Zuzugeben, dass sie etwas getan haben, was sie nicht wollten oder schlichtweg im Unrecht waren, würde für einige bedeuten, dass sie sich weniger wert fühlen.
- Einige Eltern haben Glaubenssätze wie „Das Kind wird mir auf der Nase tanzen, wenn ich nicht den Weg zeige.“ oder „Es ist ein Zeichen von Schwäche, im Unrecht zu sein.“ Diese Glaubenssätze hindern die Eltern daran, offen mit Situationen umzugehen.
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Warum wollen Kinder recht haben?
Lass uns nun verstehen, warum Kinder recht haben wollen.
- Kinder lernen von Vorbildern in der Familie, Kita, Schule und Umgebung. Wenn es in der Umgebung wichtig ist, recht zu haben, dann wird dies auch beim Kind wichtig werden.
- Vielleicht bekommen die Kinder besonders viel Lob, Liebe und Wertschätzung, wenn sie Dinge richtig tun. Und vielleicht werden sie geschimpft, wenn sie Dinge falsch tun. Diese extrinsische Motivation stärkt gewisse Verhaltensweisen und drückt andere Verhaltensweisen unter. Dadurch, dass Liebe, Wertschätzung und Lob nur kommen, wenn sie Dinge richtig tun, wird das Rechthaben wie eine Bestätigung darauf.
Ist es falsch, recht haben zu wollen?
- Wenn du darauf fokussierst, recht zu haben, dann geht es um das Gewinnen. Du bist dann nicht mit deinen Bedürfnissen verbunden. Und du bist auch nicht mit den Bedürfnissen der anderen Person verbunden. Dies macht es schwer, in Verbindung miteinander zu kommen und so miteinander zu reden, dass beide sich verstanden fühlen.
- Darauf zu bestehen, recht zu haben, und zu entscheiden, was das Kind macht, führt zu Gehorsamkeit. Gleichzeitig unterdrückt dies die Selbstentfaltung des Kindes und die intrinsische Motivation des Kindes. Denn sie lernen, dass es egal ist, was sie finden oder machen wollen, es wird sowieso nicht beachtet.
- Gleichzeitig finde ich es wichtig, zu erkennen, dass es nicht falsch ist, recht haben zu wollen oder entscheiden zu wollen. Nur für mich ist es wichtig, den Grund hinter dem Wunsch zu kennen. Damit meine ich, dass ich das Bedürfnis dahinter kenne, warum ich recht haben möchte oder entscheiden möchte. Zum Beispiel, ich sage Nein zu mehr Süßigkeiten, weil mir die Gesundheit wichtig ist und ich für mein Kind verantwortlich bin. Oder ich halte mein Kind an der Straße fest, weil mir die Sicherheit und Schutz wichtig sind. Oder ich bringe mein Kind zu unserer Bett-Uhrzeit ins Bett, weil ich weiß, dass mein Kind Schlaf braucht und ich mich um mein Kind kümmere. Ich tue diese Dinge und viele andere Dinge in Verbindung mit dem Grund (Bedürfnis) und erkläre dies meinem Kind auch so. Ich tue es nicht, weil ich entscheide oder weil ich recht haben möchte. Das ist für mich ein riesiger Unterschied.
3 Impulse, die dir helfen, statt recht zu haben.
1. Statt recht haben zu wollen und nur bei deinem Standpunkt zu bleiben, versuche auf die andere Person (dein Kind) zu fokussieren.
Was macht dein Kind gerade? Wie fühlt sich dein Kind? Welche Wünsche hat dein Kind? Und warum möchte es dies? Welche Bedürfnisse liegen dahinter? So verstehst du die Situation aus der Perspektive deines Kindes, und dein Kind fühlt sich von dir verstanden.
2. Erst, wenn du die Perspektive deines Kindes verstanden hast, dann sagst du, was du möchtest und welchen Grund dahinter du hast.
Denn dann hast du die Möglichkeit gehabt, die Situation einzuschätzen und wirst nicht einfach nur Nein sagen, bevor du weißt, was dein Kind möchte. Dies erleichtert den Alltag, denn so hast du die Möglichkeit, mit deinem Kind so zu reden, dass es dich versteht und dein Verhalten anzupassen, wenn du es möchtest.
3. Dann, wenn auch dein Kind dich verstanden hat, findet ihr zusammen Möglichkeiten, wie ihr zusammenkommen könnt und eure Herausforderung lösen könnt.
Hier hilft die einfache Frage: „Hmm, du möchtest keine Jacke anziehen. Es ist dir wichtig, selbst zu entscheiden. Ich möchte, dass du warm bleibst. Es ist mir wichtig, mich um dich zu kümmern. Was können wir machen?“
Unterstützung für Eltern
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Sie bieten dir praktische Handlungsstrategien für den Familienalltag. Die Werkzeuge helfen dir, das Konfliktpotenzial zu reduzieren, Konflikte durch klare Kommunikation vorzubeugen, Aufgaben spielerisch zu erledigen sowie Konflikte ruhig und konstruktiv zu lösen. Dadurch kannst du einen harmonischen und entspannten Alltag gestalten.
Für jedes Werkzeug erhältst du konkrete Formulierungshilfen für herausfordernde Situationen mit Kindern. Insgesamt decken die Karten 40 verschiedene Konfliktsituationen ab, darunter das „Kita-Nein“, Hausaufgaben machen, Anziehen, Zähneputzen, Papa bringt ins Bett, Geschwisterstreit und vieles mehr.
Die Karten wurden speziell für die Unterstützung im Familienleben entwickelt. Noch mehr Verbindung, Harmonie und Leichtigkeit für deinen Elternalltag! Du findest das Produkt über diesen Link.
Falls du noch nicht die Eltern Cards Gefühle und Bedürfnisse hast, dann empfehle ich dir, das Paket mit den 3 Kartensets Eltern Cards Gefühle, Bedürfnisse und Konflikte zu holen. Das findest du hier über diesen Link.
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Weitere InformationenFülle das Formular mit deinem Namen und deiner E-Mail-Adresse aus. Wenn du das Formular nicht sehen kannst, klicke auf den Link „Formular laden“, um zu bestätigen, dass du das Formular anzeigen möchtest.
Fazit
Das Verlangen nach recht zu haben, offenbart tiefer liegende Bedürfnisse nach Liebe, Anerkennung und Selbstwert. Indem wir verstehen, dass dieses Streben oft von früh erlernten Mustern herrührt, können wir beginnen, empathischer zu agieren und echte Verbindungen zu schaffen. Lass uns bewusster unsere Interaktionen gestalten, indem wir die Perspektiven anderer erkunden und unsere eigenen Beweggründe hinterfragen. So schaffen wir einen Raum, in dem Wachstum und gegenseitiges Verständnis gedeihen können. Denke daran, es geht nicht ums Gewinnen, sondern darum, gemeinsam zu wachsen und echte Verbindungen zu knüpfen. Starte diesen Wandel bei dir und erlebe, wie sich deine Beziehungen positiv verändern.
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Q&A bedürfnisorientiert
Warum wollen so viele Menschen recht haben?
Hast du schon mal Menschen getroffen, bei denen du den Eindruck hast, dass es egal ist, was du sagst, sie bestehen weiterhin auf ihre Meinung, als wäre das die einzig richtige Antwort.
Das habe ich. Und heute werde ich dir erzählen, was sich diese Menschen erfüllen, wenn sie recht haben.
Lass uns dies anhand eines Beispiels betrachten:
Anna ist mit dem Fahrrad auf dem Weg zur Arbeit. Sie parkt das Fahrrad an einem Platz, wo sie denkt, dass sie parken darf. Das Fahrrad stört dort niemanden, denkt sie.
Als sie vom Fahrrad weggeht, kommt ein Mann zu ihr herüber und sagt ihr: „Du darfst da nicht parken.“ Sie schaut ihn an und fragt:
„Warum?“
„Es ist halt so. Man darf da nicht parken. Park dein Fahrrad woanders hin.“ Antwortet der Mann.
Anna schaut sich um und sucht nach einem Schild, das das Parkverbot anzeigt. Sie findet kein Schild. Da sie keinen Ärger haben möchte, parkt sie ihr Fahrrad um.
Als sie zur Arbeit geht, erzählt sie, was passiert ist. Dann antworten die Kollegen:
„Ach, du hast Herrn Müller getroffen. Er tut das schon seit Jahren. Man darf da parken.“
Anna ist erleichtert und gleichzeitig verwundert. Sie versteht nicht, warum der Mann sie zurechtgewiesen hat.
Lass uns diese Situation betrachten, um zu verstehen, was der Mann sich erfüllt hat.
- Der Mann denkt, dass es falsch ist, dort zu parken. Das heißt, dass er diese Situation in richtig oder falsch einteilt.
- Lass uns nun annehmen, dass der Mann in seiner Kindheit gelernt hat, dass er mehr geliebt wird, wenn er Dinge tut, die richtig sind. Seine Eltern haben ihn dann gelobt und ihre Liebe für ihn gezeigt.
- Anna hat dort geparkt, wo man seiner Meinung nach nicht parken darf. Dies ist dann eine Möglichkeit für den Mann, Anna zu zeigen, dass sie etwas tut, was falsch ist. Dies impliziert indirekt, dass er weiß, was richtig ist. Und da er in seiner Kindheit dann Liebe und Lob bekommen hat, heißt dies für ihn, dass er dies damit verbindet. Wenn er Anna sagt, dass sie etwas tut, was falsch ist, dann fühlt er sich also wohler. Denn er erfüllt sich seine Bedürfnisse nach Liebe und Selbstwert.
- Es geht hier nicht darum, was tatsächlich recht ist oder nicht. Auch wenn es dort ein Parkverbot gegeben hätte, wäre das Ergebnis gleich gewesen.
Es gibt natürlich auch andere Gründe, warum er ihr hätte sagen können, dass sie dort nicht parken darf. Es hätte sein können, dass er sich sorgt, dass das Fahrrad kaputtgeht, weil er schon mehrere Fahrräder gesehen hat, die dort kaputtgegangen sind. Oder es hätte sein können, dass er um den Schutz der Fußgänger sich sorgt, weil sie dann zu wenig Platz haben würden und kaum das Fahrrad umgehen könnten.
Dann wäre sein Antrieb eher, dass er sich kümmern möchte, und er würde sein Bedürfnis nach Fürsorge erfüllen. Meiner Erfahrung nach ist es in solchen Situationen dann hilfreich, dies zu äußern. Zum Beispiel: „Ich mache mir Sorgen um dein Fahrrad. Ich habe dort mehrere Fahrräder gesehen, die kaputtgegangen sind. Vielleicht magst du dein Fahrrad woanders hinstellen?“ Das finde ich angenehmer zu hören, denn dann weiß ich direkt, dass es nicht um recht haben geht, sondern um Bedürfniserfüllung.
Bedürfnisse nach Selbstwert und Liebe ?
Jetzt gibt es vielleicht den einen oder anderen, der erkannt hat, dass nicht nur recht haben eine Strategie sein kann, um Bedürfnisse nach Selbstwert und Liebe zu erfüllen. Sondern auch:
- Gehorsamkeit der Kinder – Wenn die Kinder sich „richtig“ benehmen, dann sendet dies unterbewusst ein Signal an die Eltern, dass die Eltern richtig sind. Was vielen mit wertvoll und liebevoll verbinden, denn dies haben sie selbst in der eigenen Kindheit erlebt.
- Ein aufgeräumtes Zuhause haben – Wenn das Zuhause aufgeräumt ist, sendet dies ein Signal, dass die Eltern wertvoll und liebevoll sind. Denn auch dies haben sie in der Kindheit gelernt, als sie gelobt wurden, nachdem sie aufgeräumt hatten.
- Alles alleine schaffen und nicht nach Hilfe fragen – Wenn die Eltern alles alleine schaffen und nicht nach Hilfe fragen, dann sendet dies unbewusst ein Signal, dass sie liebevoll und wertvoll sind. Denn in der eigenen Kindheit haben sie dies gelernt, als die eigenen Eltern ihnen Liebe und Lob gegeben haben, als sie Dinge alleine geschafft haben.
Dies sind nur einige Beispiele.
Meine Frage an dich: Welche Strategien nutzt du unbewusst, um dir deine Bedürfnisse nach Liebe und Selbstwert zu erfüllen?
Warum wollen Eltern recht haben?
Auch Eltern haben Gründe, warum sie recht haben wollen. Hier sind einige:
- Sie sind mit richtig und falsch aufgewachsen. Unterbewusst tendieren sie dazu, dass es einen richtigen Weg gibt und die anderen Wege sind falsch. Sie finden es daher schwierig, die Perspektive zu wechseln und Situationen aus anderen Perspektiven zu sehen.
- Sie wurden gelobt, wenn sie recht hatten und verknüpfen dies mit wertvoll sein. Zuzugeben, dass sie etwas getan haben, was sie nicht wollten oder schlichtweg im Unrecht waren, würde für einige bedeuten, dass sie sich weniger wert fühlen.
- Einige Eltern haben Glaubenssätze wie „Das Kind wird mir auf der Nase tanzen, wenn ich nicht den Weg zeige.“ oder „Es ist ein Zeichen von Schwäche, im Unrecht zu sein.“ Diese Glaubenssätze hindern die Eltern daran, offen mit Situationen umzugehen.
Warum wollen Kinder recht haben?
Lass uns nun verstehen, warum Kinder recht haben wollen.
- Kinder lernen von Vorbildern in der Familie, Kita, Schule und Umgebung. Wenn es in der Umgebung wichtig ist, recht zu haben, dann wird dies auch beim Kind wichtig werden.
- Vielleicht bekommen die Kinder besonders viel Lob, Liebe und Wertschätzung, wenn sie Dinge richtig tun. Und vielleicht werden sie geschimpft, wenn sie Dinge falsch tun. Diese extrinsische Motivation stärkt gewisse Verhaltensweisen und drückt andere Verhaltensweisen unter. Dadurch, dass Liebe, Wertschätzung und Lob nur kommen, wenn sie Dinge richtig tun, wird das Rechthaben wie eine Bestätigung darauf.
Ist es falsch, recht haben zu wollen?
- Wenn du darauf fokussierst, recht zu haben, dann geht es um das Gewinnen. Du bist dann nicht mit deinen Bedürfnissen verbunden. Und du bist auch nicht mit den Bedürfnissen der anderen Person verbunden. Dies macht es schwer, in Verbindung miteinander zu kommen und so miteinander zu reden, dass beide sich verstanden fühlen.
- Darauf zu bestehen, recht zu haben, und zu entscheiden, was das Kind macht, führt zu Gehorsamkeit. Gleichzeitig unterdrückt dies die Selbstentfaltung des Kindes und die intrinsische Motivation des Kindes. Denn sie lernen, dass es egal ist, was sie finden oder machen wollen, es wird sowieso nicht beachtet.
- Gleichzeitig finde ich es wichtig, zu erkennen, dass es nicht falsch ist, recht haben zu wollen oder entscheiden zu wollen. Nur für mich ist es wichtig, den Grund hinter dem Wunsch zu kennen. Damit meine ich, dass ich das Bedürfnis dahinter kenne, warum ich recht haben möchte oder entscheiden möchte. Zum Beispiel, ich sage Nein zu mehr Süßigkeiten, weil mir die Gesundheit wichtig ist und ich für mein Kind verantwortlich bin. Oder ich halte mein Kind an der Straße fest, weil mir die Sicherheit und Schutz wichtig sind. Oder ich bringe mein Kind zu unserer Bett-Uhrzeit ins Bett, weil ich weiß, dass mein Kind Schlaf braucht und ich mich um mein Kind kümmere. Ich tue diese Dinge und viele andere Dinge in Verbindung mit dem Grund (Bedürfnis) und erkläre dies meinem Kind auch so. Ich tue es nicht, weil ich entscheide oder weil ich recht haben möchte. Das ist für mich ein riesiger Unterschied.
3 Impulse, die dir helfen, statt recht zu haben.
1. Statt recht haben zu wollen und nur bei deinem Standpunkt zu bleiben, versuche auf die andere Person (dein Kind) zu fokussieren.
Was macht dein Kind gerade? Wie fühlt sich dein Kind? Welche Wünsche hat dein Kind? Und warum möchte es dies? Welche Bedürfnisse liegen dahinter? So verstehst du die Situation aus der Perspektive deines Kindes, und dein Kind fühlt sich von dir verstanden.
2. Erst, wenn du die Perspektive deines Kindes verstanden hast, dann sagst du, was du möchtest und welchen Grund dahinter du hast.
Denn dann hast du die Möglichkeit gehabt, die Situation einzuschätzen und wirst nicht einfach nur Nein sagen, bevor du weißt, was dein Kind möchte. Dies erleichtert den Alltag, denn so hast du die Möglichkeit, mit deinem Kind so zu reden, dass es dich versteht und dein Verhalten anzupassen, wenn du es möchtest.
3. Dann, wenn auch dein Kind dich verstanden hat, findet ihr zusammen Möglichkeiten, wie ihr zusammenkommen könnt und eure Herausforderung lösen könnt.
Hier hilft die einfache Frage: „Hmm, du möchtest keine Jacke anziehen. Es ist dir wichtig, selbst zu entscheiden. Ich möchte, dass du warm bleibst. Es ist mir wichtig, mich um dich zu kümmern. Was können wir machen?“