Mutter schreit Kind an – Das steckt hinter dem Anschreien

Mutter schreit ihr Kind an? Vater schreit sein Kind an? Anschreien kann zu belastenden Momenten im Familienalltag führen – sowohl für Eltern als auch für Kinder. Vielleicht denkst du: „Ich schreie mein Kind an, obwohl ich es nicht will.“ Doch was steckt dahinter, und wie kannst du damit aufhören?

Kind anschreien passiert oft aus Überforderung oder emotionaler Dysregulation. Grundsätzlich gilt: Schreien belastet die Beziehung zu deinem Kind und kann das Vertrauen schwächen. Stattdessen helfen dir bewusste Strategien, ruhig zu bleiben und einen respektvollen Umgang im Alltag zu fördern.

Du bist nicht allein, wenn du dich fragst, wie du das Schreien abgewöhnen kannst. Es gibt konkrete Wege, die dir helfen, in stressigen Situationen ruhig zu bleiben und dein Kind ohne Anschreien zu begleiten. Lies weiter und finde heraus, wie du eure Verbindung stärken kannst.

Warum schreien Eltern ihre Kinder an?

Schreien ist oft eine Reaktion auf Stress, Überforderung oder das Gefühl, die Kontrolle zu verlieren. In belastenden Situationen wird die emotionale Reaktion häufig vom limbischen System gesteuert, wie Daniel J. Siegel, Neurobiologe, Psychiater und Professor erklärt. Das führt dazu, dass Eltern impulsiv handeln und schreien, anstatt rational zu reagieren.

Hinter dem Schreien kann eine emotionale Dysregulation stecken, also die Unfähigkeit, starke Gefühle angemessen zu regulieren. Forschung zeigt, dass unverarbeitete Emotionen aus der eigenen Vergangenheit diese Reaktionen verstärken können. Eltern, die selbst in ihrer Kindheit angeschrien wurden, greifen oft unbewusst auf diese erlernten Muster zurück. Die Theorie der intergenerationalen Traumata macht deutlich, dass emotionale Verletzungen aus der eigenen Kindheit in Stressmomenten wieder aktiviert werden können. Schreien wird so zu einem Ausdruck dieser unbewussten Wunden.

Schreien dient selten dazu, Probleme zu lösen – im Gegenteil. Die Theorie der Konflikteskalation zeigt, dass Schreien Konflikte verschärft, da es zu intensiven emotionalen Reaktionen auf beiden Seiten führt. Langfristig belastet es die Beziehung und verstärkt die Frustration bei Eltern und Kindern.

Vielleicht fragst du dich: „Warum schreie ich mein Kind an, obwohl ich das gar nicht möchte?“ Schreien ist in solchen Momenten ein Hilferuf – nicht deines Kindes, sondern deiner selbst. Es zeigt, dass du dich überfordert oder machtlos fühlst. Vielleicht bist du gestresst oder erschöpft? Manchmal entsteht das Schreien aus einem tiefen Bedürfnis nach Gehör. Viele Eltern haben den Eindruck, nicht ernst genommen zu werden, was sich in lautstarken Reaktionen äußert.

Schreien zeigt, dass es nicht darum geht, das Verhalten des Kindes zu beeinflussen, sondern um die emotionalen Herausforderungen der Eltern selbst. Indem du diese Zusammenhänge erkennst, kannst du beginnen, neue Strategien für dich zu entwickeln.

Die emotionalen Ursachen hinter dem Schreien

  1. Stress und Erschöpfung: Ein voller Alltag führt dazu, dass die Nerven schneller strapaziert werden und die Geduld sinkt.
  2. Emotionale Dysregulation: Die Unfähigkeit, Wut oder Frustration zu regulieren, kann sich in lautem Schreien äußern.
  3. Unverarbeitete Emotionen: Alte Verletzungen und ungelöste Themen aus der eigenen Kindheit können in Stresssituationen wieder hochkommen.
mutter schreit kind an - das steckt hinter dem anschreien
Mutter schreit Kind an – Das steckt hinter dem Anschreien. Foto von Engin Akyurt.

Ich schreie mein Kind an“ – Das kannst du danach tun!

1. Entschuldige dich auf Augenhöhe oder bedauere dein Verhalten:

Kinder schätzen Ehrlichkeit. Sag zum Beispiel: „Es tut mir leid, dass ich dich angeschrien habe. Das war nicht richtig von mir. Ich war überfordert und habe Ruhe gebraucht. Ich kümmere mich um mich.“

2. Reflektiere die Situation:

Was hat dich getriggert? Welche deiner Bedürfnisse waren unerfüllt? Welche Handlung hilft dir dieses Bedürfnis zu erfüllen?

3. Sprich mit deinem Kind:

Kläre, wie es sich gefühlt hat, und zeige, dass dir die Beziehung wichtig ist. „Als ich dich eingeschrien habe, warst du erschrocken? Hast du Angst gehabt?“, „Das kann ich nachvollziehen, so geht es mir auch, wenn ich angeschrien werde und es gefällt mir nicht. Ich werde daran arbeiten, meine Wut anders ausdrücken zu können.“  

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Mutter schreit Kind an – Das steckt hinter dem Anschreien. Foto von Vika Glitter

Wie bleibe ich ruhig, wenn mein Kind nicht hört?

Viele Eltern fühlen sich machtlos, wenn ihre Kinder scheinbar nicht zuhören. Dieses Gefühl kann frustrierend sein und führt oft dazu, dass wir lauter werden, als wir eigentlich wollen. Doch Anschreien ist nicht die Lösung – es belastet die Beziehung und bringt selten die gewünschte Kooperation.

Stattdessen kannst du diese Ansätze ausprobieren, um ruhig zu bleiben und Verbindung zu deinem Kind aufzubauen:

1. Atme tief durch

Bevor du reagierst, nimm dir drei tiefe Atemzüge. Das verschafft dir einen Moment, um deine Gedanken zu ordnen und deine Gefühle zu regulieren. Dein Atem gibt dir die Möglichkeit, bewusst und nicht impulsiv zu handeln.

2. Suche Nähe statt Distanz

Kinder reagieren besser, wenn wir uns auf Augenhöhe begeben. Gehe zu deinem Kind, sprich ruhig und klar mit ihm. Eine sanfte Berührung auf der Schulter oder ein freundlicher Blick können Wunder bewirken, um die Aufmerksamkeit deines Kindes zu gewinnen.

3. Formuliere klar und positiv

Statt Vorwürfe oder Befehle zu formulieren, die oft Widerstand auslösen, kannst du positiv und einladend sprechen. Anstatt „Du sollst aufhören!“ zu sagen, könntest du sagen: „Bitte setz dich kurz zu mir, damit wir das zusammen klären können.“ Diese Formulierungen zeigen deinem Kind, dass du eine Lösung zusammen mit ihm finden möchtest, statt es zu drängen.

4. Verstehe die Perspektive deines Kindes

Wenn dein Kind nicht hört, liegt es oft daran, dass es gerade in etwas vertieft ist oder ein Bedürfnis hat, das noch nicht erfüllt wurde. Versuche, dich in seine Situation hineinzuversetzen: „Ich sehe, dass du gerade Spaß hast und weitermachen möchtest. Lass uns einen Weg finden, wie wir beide zufrieden sein können.“

5. Baue eine Brücke zur Kooperation

Kinder wollen kooperieren, wenn sie sich gesehen und verstanden fühlen. Überlege, wie du die Situation als Team lösen kannst. Eine Frage wie: „Was brauchst du, damit wir zusammen weitermachen können?“ zeigt deinem Kind, dass du auf Augenhöhe mit ihm bist.

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Mutter schreit Kind an – Das steckt hinter dem Anschreien. Foto von Josh Willink

Mutter schreit Tochter an: Die Auswirkungen auf Kinder

Wenn eine Mutter oder ein Vater ihr Kind anschreit, hinterlässt das Spuren – sowohl bei der Beziehung als auch bei der emotionalen Entwicklung des Kindes. Schreien ist ein Ausdruck von Überforderung, doch die Auswirkungen können langfristig das Vertrauen und die Bindung zwischen Eltern und Kind schwächen.

Die interpersonelle Neurobiologie nach Daniel Siegel zeigt, dass Schreien bei Kindern eine Stressreaktion auslöst, die ihre emotionale Entwicklung und die Beziehung zu den Eltern negativ beeinflussen kann.

Kinder, die häufig angeschrien werden, fühlen sich oft unsicher und weniger geliebt. Diese Unsicherheit beeinträchtigt ihr emotionales Wohlbefinden und kann dazu führen, dass sie sich zurückziehen, ängstlich werden oder mit Trotz reagieren. Das Schreien beeinflusst zudem das Selbstbild der Kinder. Es vermittelt ihnen unbewusst die Botschaft, dass sie nicht gut genug sind oder nur durch lautes Verhalten Aufmerksamkeit bekommen können.

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Vater schreit Kind an – Das steckt hinter dem Anschreien. Foto von August de Richelieu

Vater schreit: Wie Väter einen anderen Umgang finden können

Doch nicht nur Mütter schreien, auch Väter geraten in stressigen Situationen an ihre Grenzen. Gerade in solchen Momenten kann es herausfordernd sein, bewusst zu handeln. Doch es gibt Ansätze, die helfen, den Umgang mit den eigenen Emotionen zu verändern.

Du kannst dir bewusst machen, wie wichtig deine Rolle als Vorbild ist. Dein Verhalten prägt, wie dein Kind später mit Konflikten umgeht. Eine bewusste Entscheidung, deine Stimme zu senken, kann dabei helfen, dich selbst zu beruhigen und dein Kind aus einer angespannten Situation zu holen. Geh zudem in die Nähe deines Kindes, statt Anweisungen oder Kritik aus der Distanz zu rufen. Körperliche Präsenz signalisiert deinem Kind, dass du es wahrnimmst und respektvoll in Kontakt treten möchtest.

In diesem Artikel erfährst du, was du tun kannst, wenn du mit deinem Kind schimpfst oder meckerst.

Kind anschreien: Warum es die Beziehung belastet

Wie oben bereits erwähnt belastet Anschreien die Beziehung zu deinem Kind. Es vermittelt das Gefühl, nicht gut genug und nicht respektiert zu sein, und zeigt unbewusst, dass Lautstärke ein Mittel zur Konfliktlösung sein könnte. Kinder lernen durch das Vorbild ihrer Eltern – wer schreit, gibt die Botschaft weiter, dass Probleme durch Lautstärke gelöst werden können.

Warum solltest du dich stattdessen mit deinem Kind verbinden? Kinder brauchen emotionale Sicherheit, um sich zu entwickeln. Wertschätzender Umgang schafft diese Sicherheit und stärkt das Vertrauen. Aus dieser Verbindung heraus entsteht Kooperation, weil dein Kind sich gehört und verstanden fühlt. Es ist bereit, mit dir zusammenzuarbeiten, wenn es merkt, dass eure Beziehung auf gegenseitigem Respekt basiert.

Wenn du das Anschreien durch Verbindung ersetzt, stärkst du nicht nur die Bindung zu deinem Kind, sondern trägst auch zu einem friedlicheren und kooperativeren Familienalltag bei.

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Mutter schreit Kind an – Das steckt hinter dem Anschreien. Foto von Julia M Cameron.

Schreien abgewöhnen: 5 Schritte zu mehr Gelassenheit

1. Selbstfürsorge priorisieren

Dein Alltag als Elternteil ist oft herausfordernd, und wenn dein Akku leer ist, reagierst du schneller gereizt. Plane daher bewusst Zeiten für dich ein, in denen du dich entspannen und Kraft tanken kannst. Das kann ein Spaziergang, eine kurze Meditation oder ein Gespräch mit einem lieben Menschen sein. Je besser du auf dich achtest, desto gelassener kannst du auf dein Kind reagieren.

2. Trigger erkennen

Hast du schon bemerkt, welche Situationen oder Verhaltensweisen deines Kindes dich besonders stressen? Indem du diese Trigger erkennst, kannst du bewusst an ihnen arbeiten und deine Reaktionen besser steuern. Frage dich: „Was genau macht diese Situation für mich so herausfordernd?“ Oft hilft es, diese Auslöser aufzuschreiben und nach Lösungen zu suchen, um zukünftig gelassener zu bleiben.

3. Alternative Strategien entwickeln

Anstatt zu schreien, kannst du humorvolle oder verbindende Reaktionen ausprobieren, um die Spannung aufzulösen. Ein Lächeln, eine unerwartete Frage oder ein Perspektivenwechsel – indem du die Situation aus der Sicht deines Kindes und seinen Gefühlen sowie Bedürfnissen betrachtest – können Wunder wirken. Zum Beispiel könntest du sagen: „Du bist ärgerlich, und ich auch. Ich glaube, wir beide brauchen gerade eine kurze Pause! Danach möchte ich hören, was dir wichtig ist.“ Das signalisiert deinem Kind, dass du offen für eine Lösung bist – ganz ohne Druck.

4. Verbale Deeskalation üben

Wenn du merkst, dass deine Wut hochkocht, halte bewusst inne. Atme tief durch und sprich ruhig und langsam. Sätze wie „Ich brauche einen Moment, um darüber nachzudenken“ oder „Ich höre dich, lass uns das in Ruhe klären. Erzähl mir was dir wichtig ist. Und danach erzähle ich dir was mir wichtig ist.“ können helfen, die Situation zu entschärfen. Dein Tonfall macht einen großen Unterschied – eine ruhige Stimme beruhigt nicht nur dein Kind, sondern auch dich selbst.

5. Unterstützung suchen

Du musst nicht alles alleine schaffen. Der Austausch mit anderen Eltern, die ähnliche Herausforderungen erleben, kann entlastend sein und neue Perspektiven eröffnen. Auch professionelle Hilfe, wie Elterncoachings oder Kurse, bietet dir Werkzeuge, um deinen Familienalltag entspannter zu gestalten. Sich Unterstützung zu holen, zeigt Stärke und den Wunsch, bewusst an sich selbst zu arbeiten.



In diesem Artikel erhältst du einen Überblick über 11 Verhaltensweisen, die der Beziehung zu deinem Kind schaden können.

Eltern schreien ihr Kind an – Das steckt hinter dem Anschreien – Meine Empfehlungen

Das Anschreien deines Kindes ist oft ein Ausdruck von Überforderung, Stress oder ungelösten Emotionen. Doch während es in solchen Momenten wie eine Erleichterung erscheinen mag, schwächt es langfristig die Bindung und das Vertrauen zwischen dir und deinem Kind. Schreien vermittelt deinem Kind unbewusst Botschaften, die es verunsichern und sein Selbstbild beeinträchtigen können. Gleichzeitig zeigt es, dass Lautstärke ein Mittel zur Problemlösung ist – ein Muster, das es später möglicherweise übernimmt.

Es gibt Wege, die dir helfen, ruhig zu bleiben und die Beziehung zu deinem Kind zu stärken. Indem du deine Trigger erkennst, alternative Strategien entwickelst und Selbstfürsorge priorisierst, kannst du schrittweise das Schreien abgewöhnen. Durch respektvollen Umgang und Verbindung schaffst du eine Atmosphäre, in der dein Kind sich sicher und geliebt fühlt – und bereit ist, mit dir zu kooperieren.

Erinnere: Veränderung braucht Zeit und Geduld. Kleine Schritte im Alltag können einen großen Unterschied machen. Du bist nicht allein auf diesem Weg. Wenn du Unterstützung suchst, können dir meine Eltern Cards helfen, in stressigen Momenten die richtigen Worte zu finden. Lade dir auch mein kostenloses E-Book „Liebevoll verbunden“ herunter, um zu lernen, wie du Konflikte ohne Druck und Schreien lösen kannst. Wenn du tiefer einsteigen möchtest, bietet dir mein Kurs „Wut und Ärger im Familienalltag“ die Möglichkeit, deine Emotionen zu regulieren und eine stärkere Beziehung zu deinem Kind aufzubauen.

Was mache ich, wenn ich mein Kind angeschrien habe?

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Ist Schreien eine Form von Gewalt?

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