Photo by cottonbro studio
Stell dir vor, du und deine 3-Jährige seid zu Hause. Deine Freundin und ihre 3-jährige Tochter kommen zu Besuch. Ihr redet und eure Kinder fangen an miteinander zu spielen. Die Tochter deiner Freundin geht direkt zum Spielzeugregal und nimmt sich ein Spielzeug. Deine Tochter geht direkt zu ihr und nimmt das Spielzeug aus den Händen der Freundin zurück. „Nein, meins“, sagt sie. Die Freundin nimmt direkt ein anderes Spielzeug und dann passiert dasselbe noch mal. Deine Tochter möchte ihre Sachen nicht ausleihen.
Du stehst daneben und beobachtest. Ein kleines Schamgefühl entwickelt sich gerade, denn du möchtest, dass die Tochter deiner Freundin auch etwas zu spielen hat. Gleichzeitig möchtest du deinem Kind nicht dazu zwingen, ihre Sachen auszuleihen. Nun weißt du nicht, was du tun kannst.
In diesem Beitrag rede ich übers Teilen und was du aus einer bedürfnisorientierten Perspektive tun kannst, wenn du in so einer Situation kommst.
Auf Instagram findest du zusätzlich 1 Beitrag und einen Reel zu diesem Thema. Und ich rede in meinem Podcast auch übers Teilen.
Über diese Links kommst du dorthin.
Link 1: Beitrag Instagram
Link 2: Reel Instagram
Link 3: Podcast-Episode noch nicht veröffentlicht. Der Link kommt in Kürze.
Was du in diesem Blogbeitrag erwarten kannst:
Zusammenfassung:
Wenn dein Kind nicht teilen möchte, ist dies völlig in Ordnung.
- Indem du sein Nein zum Teilen akzeptierst, respektierst du seine Grenzen und zeigst deinem Kind, dass seine Meinung wichtig ist. So fühlt sich dein Kind sicher und du erfüllst seine Bedürfnisse nach Ernstgenommenwerden und Selbstbestimmung.
Die Fähigkeit zu teilen, entwickelt sich in der Kindheit.
- Die Fähigkeit, teilen zu können, hängt eng mit der Entwicklung des Gerechtigkeitssinns und der Fähigkeit des Kindes zusammen, seine eigenen Bedürfnisse zurückzustellen. Dies wiederum steht in Verbindung mit der kognitiven Entwicklung.
Ebenso wichtig ist es, uns als Eltern unserer eigenen Gefühle bewusst zu sein und sie nicht auf unsere Kinder zu projizieren.
- Scham, Peinlichkeit oder der Wunsch nach sozialer Akzeptanz sollten nicht die Treiber dafür sein, wie wir unsere Kinder in Bezug auf das Teilen anleiten. Diese Gefühle gehören den Elternteilen und nicht dem Kind.
- Du darfst liebevoll dahinter schauen, um zu verstehen, welches unerfüllte Bedürfnis dahintersteckt. Vielleicht geht es um Zugehörigkeit?
Wenn du dein Kind zum Teilen zwingst, lernt es nicht das Teilen an sich, sondern es lernt,
- dass seine Grenzen nicht respektiert werden,
- dass seine Meinung nicht wichtig ist,
- dass es OK ist, andere Menschen zum Teilen zu zwingen.
Es ist wichtig, dass du als Elternteil geduldig bist und das Teilen durch positives Vorbild vermittelst.
- Statt dein Kind zu zwingen, schaffe eine Umgebung, in der das Teilen als positive Erfahrung erlebt wird.
- Beginne früh, deinem Kind das Teilen vorzuleben, durch Spiele wie „Geben und zurückgeben“, und teile selbst Dinge mit deinem Kind.
- Klare Familienabsprachen über das Teilen und den Umgang mit Spielzeug, insbesondere bei Gästebesuchen, können sehr hilfreich sein. Dies umfasst auch den respektvollen Umgang mit den Sachen anderer und die klare Kommunikation darüber, wem welches Spielzeug gehört.
- Wenn Besuch kommt, sprich im Vorfeld darüber, welche Spielsachen geteilt werden können.
- Zeige deinem Kind, dass du seine Gefühle und Meinungen ernst nimmst, und hilf ihm, sich sicher zu fühlen.
- So unterstützt du dein Kind dabei, Vertrauen und die Bereitschaft zu teilen, aufzubauen.
- Wenn dein Kind nicht teilen möchte, zeige Verständnis und Geduld. Es ist wichtig, das Kind in seinen Gefühlen zu verstehen, seine Grenzen zu respektieren und ihm zu zeigen, dass seine Meinung und Bedürfnisse wertgeschätzt werden.
Schließlich ist es entscheidend, sich daran zu erinnern, dass jedes Kind einzigartig ist.
- Die Entwicklungsgeschwindigkeit und -richtung variiert von Kind zu Kind. Mit Geduld, Verständnis und unterstützenden Strategien wird das Kind lernen, zu teilen, und gleichzeitig die Wertschätzung seiner eigenen Bedürfnisse und Grenzen entwickeln.
Exkurs übers Teilen:
Beginnen wir mit einem Exkurs über das Teilen, bevor ich darüber spreche, wie du deinem Kind das Teilen beibringen kannst und was du tun kannst, wenn du in einer Situation landest, wie sie oben beschrieben wurde.
Die Fähigkeit zu teilen ist nicht angeboren, sondern etwas, das in der Kindheit erlernt wird. Einige Kinder beginnen bereits mit 2-3 Jahren zu teilen, andere erst mit 8-9 Jahren.
Die Fähigkeit, teilen zu können, hängt eng mit dem Sinn für Gerechtigkeit und der Fähigkeit des Kindes zusammen, eigene Bedürfnisse zurückzustellen. Dies wiederum ist verknüpft mit der Fähigkeit des Kindes zum Perspektivenwechsel. Um bewusst teilen zu können, muss das Kind den Perspektivenwechsel erlernt haben. Dies ist eine kognitive Fähigkeit, die sich allmählich ab dem Alter von 3-4 Jahren entwickelt. Je älter ein Kind ist, desto weiter entwickelt ist sein Gehirn und desto eher wird es bewusst teilen können.
Die Fähigkeit zu teilen, hängt jedoch nicht nur mit der kognitiven Fähigkeit zum Perspektivenwechsel zusammen, sondern auch mit dem Willen zu teilen. Um den Willen zu teilen zu entwickeln, muss sich das Kind sicher fühlen: sicher darin, dass es seine Sachen zurückbekommt, wenn es etwas verleiht; sicher darin, dass das Teilen auch umgekehrt funktioniert und somit gerecht ist; sicher darin, dass es nicht teilen muss, wenn es nicht möchte.
Teilst du gerne?
Lass uns einen Perspektivenwechsel vornehmen, um das Verständnis für das Thema „Teilen“ noch zu vertiefen. Stell dir die folgende Situation vor:
Du bist zu einem Meeting eingeladen. Du kommst dorthin und hast deinen Stift, Block, Computer, Handy und Kaffee dabei. Im Meetingraum sitzen vier weitere Kollegen, die du nur vom Sehen kennst. Du trittst in den Raum und setzt dich an den Tisch. Du legst deine Sachen vor dir ab. Dann sagt deine Chefin:
„Hanna! Wie gut, dass du da bist. Ich sehe, dass du einen Stift, Block, Computer und ein Handy dabei hast. Gibst du Erika dein Handy? Sie braucht dringend etwas, um Notizen zu machen.“
Widerwillig gibst du Erika dein Handy. Dann sagt deine Chefin:
„Hanna, benötigst du deinen Stift und Block eigentlich? Patrick bräuchte dringend auch etwas zum Schreiben. Sei so nett und gib ihm deinen Stift und das Papier.“
Du schaust zu Patrick. Er grinst dich an. Widerwillig reichst du ihm deinen Stift und das Papier. Deine Chefin fährt fort:
„Ach je, ich habe meinen Computer vergessen. Ich brauche Zugang zum internen Netzwerk. Ich nehme deinen Computer, Hanna. Du bekommst ihn später zurück.“
Nun sitzt du da, lediglich mit deinem Kaffee vor dir, und fragst dich, ob es eine Rolle spielt, was du empfindest. Naja, wenigstens hast du noch deinen Kaffee.
In dem Moment sagt dein Kollege, der neben dir sitzt:
„Oh nein. Ich habe aus Versehen aus deiner Tasse Kaffee getrunken… Das tut mir leid. Aber du kannst dir ja später einen neuen holen. Ich behalte ihn jetzt.“
Dann sagt deine Chefin:
„Oh, wie rücksichtslos von mir. Ich habe ja nicht einmal gefragt, ob es okay für dich ist, dass ich mir deinen Computer ausleihe. Es ist in Ordnung für dich, oder?“
Teilst du nun gerne?
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Das kannst du tun, um deinem Kind das Teilen beizubringen:
Du kannst schon früh damit beginnen, deinem Kind das Konzept des Teilens vorzuleben. Ihr könnt „Geben und zurückgeben“ spielen, um so dem Kind zu zeigen, dass es die Sache zurückbekommt. Du kannst selbst deine Sachen, die du teilen möchtest, mit deinem Kind teilen.
Ihr könnt klare Absprachen in der Familie treffen, wie ihr mit dem Teilen umgeht. Zum Beispiel,
- Dass die Person entscheidet, der die Sache gehört, ob sie teilen möchte.
- Dass Dinge nicht aus der Hand gerissen werden dürfen, sondern es wird gefragt.
- Dass Gemeinschaftsdinge allen gehören und dass ihr euch dann abwechselt, falls mehrere Personen dieselbe Sache haben möchten.
Wenn ihr Gäste zu Besuch habt, könnt ihr im Vorfeld darüber reden, welche Sachen das Kind gar nicht ausleihen möchte, und diese Sachen legt ihr zur Seite, sodass sie nicht zum Spielen zur Verfügung stehen.
Du kannst einen besonderen Korb mit Spielsachen haben, die dir gehören und über die du entscheidest. Über diese Spielsachen kannst du entscheiden, dass auch Gäste damit spielen dürfen. Hier ist es wichtig, dass dies von Anfang an klar ist, sodass dein Kind bereits vom Kauf des Spielzeugs weiß, dass es deine Sachen sind und du darüber entscheidest.
Wenn dein Kind traurig wird, wenn es sieht, dass andere Kinder mit den Spielsachen spielen, die dir gehören, dann begleite das Gefühl deines Kindes empathisch. Es darf traurig sein. Und du darfst dieses Gefühl mit deinem Kind aushalten. Sag Dinge wie: „Du bist traurig.“ „Du möchtest jetzt auch mit dem Spielzeug spielen.“ „Das sieht aus, als macht das Spielzeug Spaß und du möchtest es auch haben.“ „Hast du Angst, dass wir das Spielzeug nicht zurückbekommen werden?“ „Du möchtest über das Spielzeug selbst entscheiden.“ Usw.
Wenn du weißt, dass dein Kind gerade gar nicht möchte, dass andere Kinder mit euren Sachen spielen, dann kannst du deinen Besuch im Vorfeld informieren und bitten, einige Spielsachen von zu Hause mitzubringen.
Ab 4-5 Jahren kannst du deinem Kind kleine Aufgaben geben, bei denen es das Teilen üben darf. Zum Beispiel kann es Rosinen in zwei gleiche Haufen aufteilen. Anschließend darf es einen Rosinenhaufen an das Geschwisterkind abgeben und sich den anderen nehmen. Beim nächsten Mal macht ihr es umgekehrt. Das Kind, das beim letzten Mal aufgeteilt hat, darf dieses Mal darauf warten, dass das andere Kind teilt.
Du kannst deinem Kind Fragen stellen, wie: „Wäre das in Ordnung für dich, wenn wir es so machen, wie du es jetzt vorgeschlagen hast?“ oder „Was denkst du, was dein Bruder von deinem Vorschlag halten wird?“
Zeige deinem Kind Geduld. Teilen zu lernen ist eine anspruchsvolle Fähigkeit, die Zeit in Anspruch nehmen kann. Du bist da und hilfst deinem Kind liebevoll dabei, dies zu lernen.
Wenn dein Kind nicht teilen möchte, ist dies völlig in Ordnung. Indem du sein Nein zum Teilen akzeptierst, respektierst du seine Grenzen und zeigst deinem Kind, dass seine Meinung wichtig ist. So fühlt sich dein Kind sicher und du erfüllst seine Bedürfnisse nach Ernstgenommenwerden und Selbstbestimmung.
Das kannst du tun, wenn ihr Besuch habt und dein Kind seine Sachen nicht ausleihen möchte:
Vermutlich waren alle Eltern schon einmal in dieser Situation: Ihr habt Besuch und dein Kind möchte seine Sachen nicht ausleihen. Nun steht das Kind, das zu Besuch ist, ohne Spielsachen da.
Du möchtest dein Kind nicht zwingen, seine Sachen auszuleihen. Was kannst du also tun?
Bleibe in deiner Klarheit. Du möchtest dein Kind nicht dazu zwingen, seine Sachen auszuleihen, weil es dir wichtig ist, seine Grenzen zu wahren. Sag deinem Kind, dass es selbst entscheiden darf, ob und welches Spielzeug es ausleihen möchte.
Sage, dass sich das andere Kind sicher über ein Spielzeug freuen würde und dass du gerne wartest, bis dein Kind bereit ist, etwas auszuleihen. In der Zwischenzeit, während ihr wartet, holst du ein anderes Spielzeug, das dir gehört, und gibst es dem Kind, das zu Besuch ist.
Rede empathisch mit dem anderen Elternteil darüber, was gerade passiert. Erkläre, wie du denkst, dass die andere Person sich fühlt und was sie braucht. Das könnte sich wie folgt anhören: „Erik ist noch nicht bereit, etwas von seinen Spielsachen auszuleihen. Und ich möchte ihn nicht dazu zwingen. Ich glaube, dass Erik bald dazu bereit sein wird, etwas auszuleihen. In der Zwischenzeit hole ich ein anderes Spielzeug, sodass Peter etwas zum Spielen hat. Ich kann voll und ganz nachvollziehen, wenn du das ärgerlich findest, denn du möchtest sicherlich, dass Peter selbst entscheiden kann, mit welchem Spielzeug er spielen möchte.“
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Q&A bedürfnisorientiert
Welche Regeln sollen fürs Teilen gelten, wenn wir Treffen bei uns mit anderen haben, um eine entspannte Atmosphäre zu schaffen?
Frag dich zuerst, worum es dir geht. Das beinhaltet, die Situation zu verstehen, deine Gefühle und deine Bedürfnisse in der Situation zu verstehen. Dann fragst du dich, worum es den anderen, die in der Situation dabei sind, geht. Das beinhaltet, die Situation zu verstehen, die Gefühle der anderen und die Bedürfnisse der anderen Personen zu verstehen. Danach kannst du überlegen, was getan werden kann.
Es geht darum, eine Lösung zu finden, mit der die Bedürfnisse aller gesehen werden. Es ist dann hilfreich zu überlegen, wie sich die Personen, die dabei sind, fühlen. Wenn du unangenehme Gefühle identifizierst, wie Wut, Traurigkeit, Scham usw., dann kannst du davon ausgehen, dass es unerfüllte Bedürfnisse gibt. Überlege dann, mit welchen Handlungsmöglichkeiten diese Bedürfnisse erfüllt werden können.
Oft geht es beim Thema Teilen um Wut oder Traurigkeit bei Kindern. Und bei Eltern geht es oft um Scham, wenn das Kind nicht teilen möchte. Überlege dann, was du tun kannst, um die Bedürfnisse hinter diesen Gefühlen zu erkennen.
Vielleicht braucht ein Elternteil, der Scham empfindet:
- Klarheit darüber, dass es okay ist, nicht zu teilen,
- oder einen Plan, wie vorgegangen werden kann, wenn das Kind nicht teilen möchte,
- oder es will mit seinem Besuch im Vorfeld gesprochen haben, sodass klar ist, dass der andere Elternteil sich hätte vorbereiten können,
- oder das Wissen, dass es wertvoll und liebenswert ist, auch wenn sein Kind nicht teilen möchte. Der Selbstwert steht nicht in Verbindung mit dem Teilen des Kindes.
- Oder es braucht etwas ganz anderes, um sich wohl zu fühlen.
Vielleicht braucht ein Kind, das Wut oder Traurigkeit empfindet:
- die Sicherheit, zu wissen, dass es gefragt wird, bevor seine Sachen verliehen werden,
- oder die Sicherheit, zu wissen, dass niemand mit seinen Lieblingssachen spielt,
- oder die Sicherheit, zu wissen, dass es okay ist, seine Sachen nicht verleihen zu wollen.
- Oder es braucht etwas ganz anderes, um sich wohl zu fühlen.
Diese konkreten Handlungsmöglichkeiten erweisen sich oft als hilfreich für viele Eltern:
- Entscheide im Vorfeld, welche Spielsachen deinem Kind gehören und über die dein Kind entscheidet, ob sie geteilt werden oder nicht. Zu den Dingen, über die dein Kind entscheiden kann, gehören auch Lieblingsspielzeuge.
- Bestimme, welche Spielsachen von allen benutzt werden dürfen.
- Führe Regeln ein, wie zum Beispiel: Dinge werden nicht aus der Hand gerissen; es wird gefragt. Die Person, die gerade mit einem Spielzeug spielt, entscheidet, ob sie es teilen möchte.
- Haltet Spielsachen bereit, mit denen alle spielen dürfen, für den Fall, dass ein Kind mit einem Spielzeug spielen möchte, das gerade nicht verfügbar ist.
- Sei klar in deiner Haltung, wenn ein anderes Kind mit einem Lieblingsspielzeug deines Kindes spielen möchte. Unterstütze dein Kind dabei, bestimmte Spielsachen nicht zu verleihen, um sein Bedürfnis nach Sicherheit zu erfüllen. Gleichzeitig hilfst du dem anderen Kind, ein alternatives Spielzeug zu finden, damit alle Spaß haben können.
- Du kannst die Besucher auch im Vorfeld darum bitten, eigene Spielsachen mitzubringen, um den Druck beim Thema Teilen zu verringern. Wenn weniger Druck herrscht, klappt das Teilen meist besser.
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Welche Regeln gelten beim Teilen, wenn wir woanders zu Besuch sind?
Wenn ihr zu Besuch bei Freunden seid, kannst du wie in der letzten Frage beschrieben vorgehen und zusätzlich beachten, dass alle Dinge den Freunden gehören. Also entscheidet die Person, bei der ihr seid, ob geteilt wird, oder nicht. Du kannst mit dem Elternteil, den ihr besucht, sprechen, um zu verstehen, wie die Situation aussieht, sodass du die Möglichkeit hast, dich und dein Kind vorzubereiten. Du und dein Kind könnt entscheiden, ob ihr Spielsachen zum Treffen mitbringt. Wenn ihr Spielsachen dabeihabt, seid ihr sicher, dass es etwas zum Spielen geben wird. So gibt es weniger Druck, dass das Teilen klappen muss.
Welche Voraussetzungen müssen zum Thema Teilen erfüllt sein, damit das Familienessen mit dem Cousin friedlich abläuft?
Als Erstes überlegst du, welche Gefühle du identifizieren kannst und welche unerfüllten Bedürfnisse dahinterstecken könnten. Dann überlegst du, welche Handlungsmöglichkeiten es gibt, um diese Bedürfnisse zu erfüllen. So wirst du viele Handlungsoptionen für deine spezifische Situation herausfinden, die du ausprobieren kannst.
Diese konkreten Handlungsmöglichkeiten erweisen sich oft als hilfreich für viele Eltern:
- Führe allgemeine Absprachen mit dem Kind ein:
- Wenn Essen auf dem Teller liegt, gehört es dieser Person. Sie entscheidet, ob sie ihr Essen teilen möchte.
- Essen, das allen gehört, kann von allen genommen werden.
- Wer zuerst zum Tisch kommt, bekommt auch zuerst etwas zu essen.
Es kann auch sinnvoll sein, sich zu überlegen, welche Konflikte beim Essen oft auftreten, und welches Bedürfnis dahintersteckt. Basierend darauf, könnt ihr weitere Absprachen im Vorfeld treffen. Zum Beispiel: Wenn ein Kind ärgerlich oder traurig ist und du vermutest, dass ein Bedürfnis nach Gerechtigkeit dahintersteht, könnt ihr im Vorfeld überlegen, wie das Lieblingsessen gerecht aufgeteilt werden könnte. Denke daran, dass gerecht nicht immer bedeutet, dass etwas gleich aufgeteilt ist. Lasst gerne die Kinder mit Ideen kommen, was sie als fair empfinden.
Das Kind (5 Jahre, Cousin) will immer das haben, was das Kind (2 Jahre) hat, und verlangt jedes Mal, dass alles geteilt wird.
Auch hier überlegst du, welche Gefühle du identifizieren kannst und welche unerfüllten Bedürfnisse dahinterstecken könnten. Dann überlegst du, welche Handlungsmöglichkeiten es gibt, um diese Bedürfnisse zu erfüllen.
In dieser Situation könnte ich mir vorstellen, dass das 5-jährige Kind Neid oder Traurigkeit empfindet. Dahinter könnten Bedürfnisse nach Zuwendung, Selbstwert, Spiel und Spaß oder Gerechtigkeit stehen. Basierend darauf, welches Bedürfnis du als unerfüllt ansiehst, kannst du dir überlegen, welche Handlungsmöglichkeiten du hast. Zum Beispiel:
- Wenn du denkst, dass das 5-jährige Kind Zuwendung braucht, gib ihm diese bereits bevor die Situation mit dem 2-jährigen Kind entsteht. Hilf dem 5-jährigen Kind, ein Spielzeug für sich zu finden, und spiele zusammen mit ihm. So erfüllst du nicht nur das Bedürfnis nach Zuwendung, sondern auch nach Spiel und Spaß sowie Selbstwert.
- Wenn du denkst, dass es um Gerechtigkeit geht, sprich mit deinem Kind darüber, was es als gerecht empfindet. Danach könnt ihr überlegen, was davon möglich wäre umzusetzen.
- Wenn du denkst, dass dein Kind Orientierung braucht, wie in eurer Familie mit dem Teilen umgegangen wird, dann sprich im Vorfeld und immer wieder darüber. Trefft Absprachen darüber, wie ihr das Thema Teilen in eurer Familie handhaben möchtet.
Diese Situationen lösen sich meist am besten, bevor sie entstehen. Sind sie bereits entstanden, kommen andere Bedürfnisse dazu, wie Schutz und Sicherheit.
Soll man eingreifen, wenn das Spielzeug des 2-jährigen Kindes vom 5-jährigen Kind weggerissen wird?
Ich gehe jetzt davon aus, dass ihr bereits Absprachen in der Familie getroffen habt, dass gefragt wird, bevor ein Spielzeug genommen wird.
Ja, du solltest eingreifen. Allerdings solltest du nicht das Spielzeug vom 5-jährigen Kind entreißen, ohne zu fragen. Dies würde nämlich dem Kind beibringen, dass es okay ist, Dinge aus der Hand zu reißen.
In dieser Situation geht es darum, deine innere Grenze aufzuzeigen und dem Kind so Orientierung zu geben, was okay ist und was nicht. Dann findest du einen Weg, zusammen mit deinem Kind, wie es der Absprache, erst zu fragen, nachkommen kann und wie es das Spielzeug zurückgeben kann. Deine Haltung ist klar: Dinge werden nicht aus der Hand gerissen. Du hilfst deinem Kind, ein anderes Spielzeug für sich zu finden, und das Spielzeug, das es aus der Hand gerissen hat, zurückzugeben. Dies passiert ohne Bestrafung oder Belohnung. Deine Klarheit und Geduld werden deinem Kind helfen.
Wie kann ich mit Neid und Eifersucht unter Geschwistern umgehen?
Auch hier überlegst du, welche Gefühle du identifizieren kannst und welche unerfüllten Bedürfnisse dahinterstecken könnten. Dann überlegst du, welche Handlungsmöglichkeiten es gibt, um diese Bedürfnisse zu erfüllen.
Zu diesem Thema habe ich neulich einen anderen Blogbeitrag geschrieben. Du findest ihn hier.
Fazit
Ein Kind zum Teilen zu zwingen kann kontraproduktiv sein und zu negativen Assoziationen mit Teilen führen. Wenn dein Kind nicht teilen will, ist das in Ordnung. Teilen zu lernen ist ein Prozess, der von Kind zu Kind verschieden ist. Es ist eine Fähigkeit, die sich im Laufe der Kindheit entwickelt und eng mit der kognitiven und emotionalen Entwicklung des Kindes verbunden ist.
Es ist wichtig, dass du als Elternteil geduldig bist und das Teilen durch positives Vorbild vermittelst. Statt dein Kind zu zwingen, schaffe eine Umgebung, in der das Teilen als positive Erfahrung erlebt wird. Wenn Besuch kommt, sprich im Vorfeld darüber, welche Spielsachen geteilt werden können. Zeige deinem Kind, dass du seine Gefühle und Meinungen ernst nimmst, und hilf ihm, sich sicher zu fühlen. So unterstützt du dein Kind dabei, Vertrauen und die Bereitschaft zu teilen, aufzubauen.
Ebenso wichtig ist es, uns als Eltern unserer eigenen Gefühle bewusst zu sein und sie nicht auf unsere Kinder zu projizieren. Scham, Peinlichkeit oder der Wunsch nach sozialer Akzeptanz sollten nicht die Treiber dafür sein, wie wir unsere Kinder in Bezug auf das Teilen anleiten. Diese Gefühle gehören den Elternteilen und nicht dem Kind.
Schließlich ist es entscheidend, sich daran zu erinnern, dass jedes Kind einzigartig ist. Die Entwicklungsgeschwindigkeit und -richtung variiert von Kind zu Kind. Mit Geduld, Verständnis und unterstützenden Strategien wird das Kind lernen, zu teilen, und gleichzeitig die Wertschätzung seiner eigenen Bedürfnisse und Grenzen entwickeln.
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Eltern Cards Paket
Gefühle verstehen und begleiten lernen.
Bedürfnisse verstehen und erfüllen.
Wie du die Gefühle deines Kindes verstehst und begleitest, sodass herausfordernde Alltagssituationen zu stärkenden Momenten werden.
Wie du deinem Kind hilfst, zufriedener und erfüllter zu sein, ohne dass du deine Bedürfnisse aus dem Blick verlierst.