Eltern Kind Konflikte lösen – 13 Beispiele, Hilfe und Tipps

Eltern Kind Konflikte lösen – 13 Beispiele, Hilfe und Tipps sind im Familienalltag unvermeidlich. Gerade wenn Bedürfnisse aufeinanderprallen, kommt es häufig zu Spannungen zwischen Eltern und Kindern.

Grundsätzlich entstehen Eltern-Kind-Konflikte durch unterschiedliche Bedürfnisse, unausgesprochene Erwartungen oder feste Glaubenssätze. Ein konstruktiver Umgang erfordert Verständnis, emotionale Regulation und die Fähigkeit, hinter das Verhalten des Kindes zu blicken. So entsteht echte Verbindung.

In diesem Artikel erfährst du anhand von 13 typischen Alltagssituationen, wie du Konflikte mit deinem Kind besser verstehen und einfühlsam lösen kannst. Du bekommst konkrete Tipps und fundiertes Hintergrundwissen – praxisnah, beziehungsstärkend und sofort anwendbar.

eltern kind konflikte lösen – allgemeine tipps für den alltag
Eltern Kind Konflikte lösen – allgemeine Tipps für den Alltag

Eltern Kind Konflikte lösen – allgemeine Tipps für den Alltag

Eltern Kind Konflikte zu lösen ist oft leichter gesagt als getan – besonders wenn Emotionen hochkochen und alte Muster greifen. Viele Eltern reagieren spontan, fühlen sich hilflos oder unverstanden, und verlieren dabei den Blick für die tieferliegenden Bedürfnisse. Dabei sind Konflikte nichts grundsätzlich Schlechtes, sie sind ein ganz normaler Bestandteil des Familienlebens.

Wer Eltern Kind Konflikte lösen möchte, braucht keine perfekten Erziehungsmethoden, sondern ein feines Gespür für sich selbst und das Kind. Besonders hilfreich ist es, weg von Bewertungen und hin zum echten Verstehen zu kommen.
Hier sind sechs bewährte Tipps, die dir helfen, Konflikte achtsam, bedürfnisorientiert und langfristig lösbar zu machen:

  • Konflikte nicht als „schlecht“ bewerten
  • Nicht das Verhalten, sondern das Bedürfnis dahinter sehen
  • Beide Seiten anhören – Kind und Elternteil
  • Den Streit nicht auf der Verhaltensebene, sondern auf Bedürfnis-Ebene lösen
  • Ein Nein ist kein Angriff, sondern ein Ja zu etwas anderem
  • Konflikte niemals in der Wut klären

Diese Grundlagen bereiten den Boden für friedlichere, stärkere Beziehungen – und für alle 13 Konfliktbeispiele, die du im weiteren Verlauf dieses Artikels kennenlernst.

Warum entstehen Konflikte zwischen Eltern und Kindern?

Konflikte zwischen Eltern und Kindern entstehen nicht, weil jemand „falsch“ handelt, sondern weil Bedürfnisse aufeinanderprallen und der gegenseitige Zugang fehlt. Dabei geht es selten um das, was passiert, sondern vielmehr darum, wie es passiert und warum.

In der bedürfnisorientierten Begleitung erkennen wir: Nicht das Bedürfnis selbst ist das Problem, sondern der Weg, wie es erfüllt werden soll. Wenn Eltern und Kinder unterschiedliche Strategien haben und dabei nicht offen füreinander bleiben, entsteht Reibung. Das bedeutet: Konflikte entstehen nicht allein durch Meinungsverschiedenheiten, sondern durch fehlende Verbindung und mangelndes gegenseitiges Verständnis.

Hier sind sieben Hauptursachen, die laut Karin Waller besonders häufig zu Konflikten im Familienalltag führen:

  • Unterschiedliche Strategien zur Bedürfniserfüllung: Konflikte entstehen, wenn Wege kollidieren, z. B. beide wollen Ruhe – aber der eine durch Hörbuch, der andere durch Stille.
  • Unerfüllte Bedürfnisse: Leere Ressourcen bei Eltern und Kindern machen dünnhäutig, ungeduldig und weniger empathisch.
  • Alte Muster aus der eigenen Kindheit: Viele Eltern reagieren instinktiv so, wie sie es selbst erlebt haben – manchmal unbewusst.
  • Hindernde Glaubenssätze: „Ein Kind muss am Tisch sitzen bleiben“ – solche Überzeugungen führen schnell zu Machtkämpfen, wenn sie nicht hinterfragt werden.
  • Zu strikte Regeln ohne Absprache: Regeln, die ohne Dialog aufgestellt werden, provozieren Widerstand.
  • Zu viele Regeln insgesamt: Überregulierung führt oft zu Rebellion oder Rückzug.
  • Zu wenige Grenzen: Kinder übernehmen die Führung – was wiederum Eltern überfordert und Spannungen erzeugt.

Der Schlüssel liegt also nicht im Durchsetzen oder Nachgeben, sondern in der Balance zwischen klaren Rahmen und echter Beziehung. Nur wenn alle Seiten gesehen werden, können Eltern Kind Konflikte auf Augenhöhe gelöst werden.

13 typische Eltern Kind Konflikte im Alltag – Beispiele, Tipps und Tricks im Überblick

Im nachfolgenden Artikel zeige ich dir 13 typischen Eltern Kind Konflikte aus dem Alltag. Du erhältst von mir jeweils:

  • Beispiele für typische Situation
  • Tipps und Tricks, wie du diese lösen kannst
  • Dinge, die du auf keinen Fall tun solltest

1. Kind will nur fernsehen, zocken oder Handy spielen

kind will nur fernsehen, zocken oder handy spielen
Kind will nur fernsehen, zocken oder Handy spielen

Wenn Kinder am liebsten den ganzen Tag fernsehen, zocken oder am Handy spielen möchten, ist der Konflikt oft vorprogrammiert. Viele Eltern fühlen sich ohnmächtig, weil Gespräche nichts bringen, Regeln ignoriert werden oder jedes „Nein“ eskaliert.

Medien bieten Kindern Reize, Kontrolle und auch Rückzug – gerade in emotional herausfordernden Phasen. Gleichzeitig geraten Eltern unter Druck, weil sie Verantwortung tragen und das Gefühl haben, „gegen etwas ankämpfen“ zu müssen. Wichtig ist: Es geht hier nicht um Kontrolle, sondern um Verbindung und Begleitung.

Tipps, um den Medienkonflikt zu lösen:

  • Bleib ruhig – Vorwürfe verschärfen den Konflikt.
  • Finde heraus, warum dein Kind gerade so viel Medienzeit braucht (z. B. Rückzug, Langeweile, Stress).
  • Statt pauschaler Verbote: Vereinbart konkrete Bildschirmzeiten im Dialog.
  • Unterstütze alternative Strategien zur Bedürfnis-Erfüllung (z. B. gemeinsam spielen, draußen sein, malen, chillen).
  • Zeige echtes Interesse an dem, was dein Kind schaut oder spielt. Das stärkt Verbindung!
  • Starte eine gemeinsame „Medienpause auf Probe“ – mit positivem Fokus.

Was du vermeiden solltest:

  • Strafen, Wegnehmen oder Drohen („Dann gibt’s halt gar kein Tablet mehr!“)
  • Unklare, spontan beschlossene Regeln
  • Dauerndes Kontrollieren oder Kommentieren („Schon wieder am Handy?!“)

👉 Zum ausführlichen Artikel: Kind will nur fernsehen, zocken oder Handy spielen – was tun?

2. Kind enttäuscht und undankbar an Weihnachten

kind enttäuscht und undankbar an weihnachten
Kind enttäuscht und undankbar an Weihnachten

Du hast dir Mühe gegeben, ein liebevolles Fest zu gestalten, doch dein Kind ist enttäuscht oder wirkt sogar undankbar. Es verzieht das Gesicht, motzt vielleicht über das Geschenk oder reagiert abweisend. Für viele Eltern ein schmerzhafter Moment, der schnell zu Streit führt.

Hinter kindlicher Enttäuschung an Weihnachten stecken meist große Erwartungen, Überreizung oder der Druck, „funktionieren zu müssen“. Hinzu kommt, dass Kinder Emotionen oft direkt und ungefiltert zeigen, ohne Absicht, andere zu verletzen. Ihr Verhalten ist kein Urteil über deine Mühe, sondern Ausdruck eines inneren Ungleichgewichts.

Tipps, um mit Enttäuschung und Undankbarkeit umzugehen:

  • Erkenne an, dass dein Kind enttäuscht ist – ohne es zu bewerten.
  • Bleib ruhig: Deine Verletztheit ist verständlich, aber kein hilfreicher Ratgeber.
  • Frage dein Kind in ruhigem Ton, was es sich vorgestellt hat, nicht als Vorwurf, sondern als Einladung zum Gespräch.
  • Sorge für Pausen und Rückzugsmöglichkeiten während der Feiertage.
  • Redet im Vorfeld über Wünsche und was realistisch ist, Erwartungen klären hilft enorm.
  • Vermeide es, dein Kind mit anderen zu vergleichen („Andere freuen sich über alles…“).

Was du vermeiden solltest:

  • Aussagen wie „Du bist so undankbar!“ oder „Ich mache mir so viel Mühe und du…“
  • Moralische Appelle oder Schuldzuweisungen
  • Eskalationen im Moment der Enttäuschung – lieber erstmal atmen, dann handeln

👉 Zum ausführlichen Artikel:
Kind enttäuscht und undankbar an Weihnachten – 5 Tipps
Streit mit Kind an Weihnachten vermeiden – So klappt es!

3. Kind hört nicht – was tun?

kind hört nicht – was tun?
Kind hört nicht – was tun?

Du sagst etwas und dein Kind reagiert einfach nicht. Es ignoriert deine Worte, verdreht die Augen oder macht einfach weiter. Für viele Eltern ist das ein typischer Trigger für Machtlosigkeit, Wut oder lautstarke Konsequenzen.

Doch Kinder „hören“ oft nicht, weil sie gerade völlig in ihrer Welt sind oder weil sie gelernt haben, dass deine Worte keine unmittelbare Relevanz haben. Auch Wiederholungen und ständige Ermahnungen stumpfen ab. Statt Kontrolle ist hier Verbindung gefragt: Was braucht dein Kind gerade und wie erreichst du es?

Tipps, wenn dein Kind nicht hört:

  • Suche zuerst die Verbindung: Auf Augenhöhe gehen, berühren, Blickkontakt aufnehmen
  • Nenne den Namen deines Kindes, bevor du etwas sagst
  • Formuliere klar und altersgerecht, keine endlosen Monologe
  • Warte, bis du wirklich die Aufmerksamkeit hast, bevor du sprichst
  • Frage nach: „Was hast du gerade gehört?“ statt nur zu sagen, was es tun soll
  • Wiederholungen vermeiden, besser einfühlsam, aber bestimmt sein
  • Prüfe deine Erwartungen: Ist der Zeitpunkt gerade passend?

Was du vermeiden solltest:

  • Schreien, Drohen oder Sätze wie „Ich hab’s dir doch schon hundertmal gesagt!“
  • Kommunikation aus dem Nebenraum
  • Reagieren, ohne vorher geprüft zu haben, ob dein Kind dich überhaupt wahrgenommen hat

👉 Zum ausführlichen Artikel:
Kind tut nicht und hört nicht, was man ihm sagt – Tipps
Kind hört nicht – was tun, wie reagieren und wie bestrafen?

4. Kind sagt immer Nein

kind sagt immer nein
Kind sagt immer Nein

Egal worum du bittest – dein Kind sagt einfach immer „Nein!“. Schuhe anziehen? Nein. Aufräumen? Nein. Es wirkt wie Trotz, Provokation oder pure Absicht und löst bei dir vielleicht Wut oder Erschöpfung aus.

Doch das ständige Nein ist selten gegen dich gerichtet. Kinder erleben durch das Nein ein Gefühl von Autonomie, sie wollen selbst bestimmen und sich spüren. Gerade in Phasen starker Entwicklung (z. B. Trotzphase, Autonomiephase oder bei innerer Überforderung) ist das „Nein“ oft Ausdruck von Abgrenzung und Selbstbehauptung.

Tipps, wenn dein Kind ständig Nein sagt:

  • Bleib ruhig und nimm das Nein nicht persönlich
  • Achte auf das Bedürfnis hinter dem Nein: Kontrolle, Ruhe, Eigenständigkeit?
  • Gib deinem Kind Wahlmöglichkeiten („Möchtest du lieber XY oder YZ?“)
  • Bleibe verbindlich, aber flexibel, nicht alles muss sofort geschehen
  • Baue humorvolle Brücken: Manchmal hilft ein kleiner Perspektivwechsel
  • Akzeptiere, dass das Nein deines Kindes ein Entwicklungsschritt ist

Was du vermeiden solltest:

  • Machtkämpfe oder „Jetzt reicht’s!“-Reaktionen
  • Strafen oder Drohungen nach dem Nein
  • Aussagen wie „Du bist immer so trotzig“

👉 Zum ausführlichen Artikel:
Kind sagt immer Nein – Was tun? Warum ist das so?

5. Kind kommt nicht, wenn ich rufe

kind kommt nicht, wenn ich rufe
Kind kommt nicht, wenn ich rufe

Du rufst zum Abendessen, zum Anziehen oder einfach nur zum Losgehen, aber dein Kind reagiert nicht. Kein „Ja“, kein Blick, keine Bewegung. Nur Stille. Für viele Eltern ist das frustrierend und kräftezehrend.

Wenn ein Kind nicht kommt, ist das selten pure Absicht oder Provokation. Häufig ist es so tief ins Spiel vertieft, dass es alles andere ausblendet. Oder es hat gelernt, dass Rufe „von Weitem“ oft nicht wirklich relevant sind. Kinder brauchen nicht mehr Worte, sondern mehr echte Verbindung besonders in Übergangssituationen.

Tipps, wenn dein Kind nicht kommt, wenn du rufst:

  • Gehe hin statt zu rufen: Nähe ist oft der Schlüssel zur Kooperation
  • Nimm Blickkontakt auf, berühre dein Kind sanft, nenne seinen Namen
  • Gib deinem Kind Vorlauf („In 5 Minuten brauchen wir dich beim Abendessen“)
  • Respektiere Übergänge: Spielende oder Unterbrechungen brauchen Zeit
  • Sei verlässlich: Wenn du etwas ankündigst, halte dich auch daran
  • Nutze Routinen für wiederkehrende Situationen – sie schaffen Orientierung

Was du vermeiden solltest:

  • Wiederholtes Rufen über größere Distanzen („Wie oft soll ich noch…?“)
  • Ironie oder Sarkasmus („Na, du hörst mich ja mal wieder super…“)
  • Eskalation oder Drohungen aus Frust

👉 Zum ausführlichen Artikel:
Kind kommt nicht, wenn ich rufe – Gründe verstehen + Tipps

6. Kind ist langweilig – was tun?

kind ist langweilig – was tun?
Kind ist langweilig – was tun?

„Mir ist sooooo langweilig!“ ein Satz, der viele Eltern triggert. Du hast Spielzeug, Bücher und Ausflüge organisiert, aber dein Kind meckert trotzdem. Schnell kommen Zweifel: Fördere ich mein Kind genug? Ist es undankbar oder einfach nur überreizt?

Langeweile ist nichts Schlechtes, im Gegenteil. Sie ist der Raum, in dem Kreativität entsteht und Selbstwirksamkeit wachsen kann. Aber viele Kinder haben verlernt, mit Leerlauf umzugehen. Ständige Reizüberflutung, Zeitdruck oder fehlende Ruhephasen blockieren das innere „Ich weiß, was ich will“-Gefühl.

Tipps, wenn dein Kind sich oft langweilt:

  • Nimm die Langeweile ernst, aber rette dein Kind nicht sofort heraus
  • Sag offen: „Langeweile ist okay, manchmal braucht das Gehirn genau das“
  • Verzichte auf sofortige Unterhaltungsvorschläge, gib Raum für Eigeninitiative
  • Sei präsent, ohne zu animieren („Ich bin da, wenn du mich brauchst“)
  • Schaffe medienfreie Zeiten und Umgebungen mit weniger Reizüberflutung
  • Gönnt euch als Familie gemeinsame Leerlaufzeiten, ganz bewusst

Was du vermeiden solltest:

  • Dauerndes Animieren („Dann spiel doch mit X! Willst du basteln?“)
  • Sofort zur Ablenkung greifen (z. B. Bildschirm anbieten)
  • Aussagen wie „Wie kann dir nur langweilig sein bei dem ganzen Spielzeug?!“

👉 Zu den passenden Artikeln:
Kind ist langweilig – Was tun? Darum ist Langeweile gut!
Kind ist schnell gelangweilt, abgelenkt oder überreizt?
Kind kann nicht alleine spielen – Warum? Was tun?

7. Kind isst nicht bzw. will nichts essen

kind isst nicht bzw. will nichts essen
Kind isst nicht bzw. will nichts essen

Du hast gekocht, mit Mühe, vielleicht sogar mit Liebe und dein Kind sitzt am Tisch, rührt nicht an, mäkelt oder sagt einfach nur: „Ich hab keinen Hunger.“ Der Stress ist vorprogrammiert, besonders wenn du dir Sorgen um Gesundheit oder Nährstoffe machst.

Doch Essen ist kein Erziehungsinstrument und Hunger kein Pflichtgefühl. Kinder brauchen Autonomie am Tisch, Vertrauen in ihren Körper und ein Umfeld ohne Druck. Viele Esskonflikte entstehen, weil Erwachsene bestimmen wollen, was, wieviel und wann gegessen wird und Kinder darauf mit Widerstand reagieren.

Was du vermeiden solltest:

  • Bleibe entspannt dein Kind wird nicht verhungern
  • Biete regelmäßig Mahlzeiten an, ohne zu drängen
  • Gestalte das Essen gemeinsam, z. B. durch Auswahl oder Zubereitung
  • Sorge für Struktur: feste Mahlzeiten, kein Dauer-Snacken
  • Vertrau darauf, dass Kinder intuitiv essen wenn sie dürfen
  • Iss gemeinsam, ohne ständige Kommentare zum Essverhalten

Was du vermeiden solltest:

  • Druck, Zwang oder „Nur noch drei Bissen!“
  • Belohnung oder Bestrafung mit Essen („Wenn du aufisst, gibt’s Nachtisch“)
  • Ständiges Beobachten, Kommentieren oder Ermahnen während des Essens

👉 Zu den passenden Artikeln:
Kind isst nicht bzw. will nichts essen – Was tun? 5 Tipps
Streit beim Essen – Kind bleibt nicht sitzen oder zappelt

8. Kind schlägt, schreit oder ist aggressiv

kind schlägt, schreit oder ist aggressiv
Kind schlägt, schreit oder ist aggressiv

Plötzlich fliegt ein Spielzeug. Dein Kind schreit, tritt oder schlägt sogar. Als Elternteil fühlt man sich überrumpelt, hilflos oder selbst wütend. Doch aggressives Verhalten ist kein „schlechtes Benehmen“, sondern Ausdruck eines inneren Notzustands.

Kinder schlagen nicht aus Boshaftigkeit, sondern weil sie emotional überfordert sind. Wut, Überreizung, fehlende Worte oder zu wenig Nähe, all das kann sich in körperlichem Verhalten entladen. Aufgabe der Eltern ist es nicht, dieses Verhalten zu bestrafen, sondern zu begleiten und ein sicherer Rahmen zu bleiben.

Tipps, wenn dein Kind aggressiv wird:

  • Bleib ruhig, atme zuerst, reagiere später
  • Schütze dich und andere, ohne dein Kind abzuwerten („Ich halte dich, damit du niemanden verletzt“)
  • Benenne Gefühle: „Du bist sehr wütend, ich sehe das“
  • Nach dem Ausbruch: ruhig reden, gemeinsam reflektieren, Ursachen suchen
  • Biete Strategien an: in Kissen schlagen, rausrennen, stampfen, laut singen etc.
  • Sorge für ausreichend körperliche Bewegung im Alltag

Was du vermeiden solltest:

  • Zurückschlagen, anschreien oder „Dann lernst du’s halt so!“
  • Sofort bestrafen – in der Eskalation lernt dein Kind nichts
  • Wut verbieten oder ignorieren – sie braucht einen Ausdrucksraum

👉 Zum passenden Artikel:
Kind schlägt, schreit oder ist aggressiv und wütend – was tun?

9. Kind überschreitet ständig Grenzen

kind überschreitet ständig grenzen
Kind überschreitet ständig Grenzen

Man hat es erklärt, besprochen, wiederholt und doch überschreitet das Kind immer wieder Grenzen. Es schnappt sich Dinge, springt auf dem Sofa oder schreit mitten im Supermarkt los. Für Eltern ist das oft frustrierend besonders wenn man alles „richtig“ machen will.

Doch Grenzüberschreitungen sind kein Zeichen von Respektlosigkeit. Sie zeigen vielmehr, dass ein Kind seine Welt testet, Orientierung sucht oder innere Spannungen loswerden muss. Kinder brauchen Grenzen, aber keine Strafen. Sondern Erwachsene, die klar, ruhig und präsent sind.

Tipps, wenn dein Kind ständig Grenzen überschreitet:

  • Bleibe bei dir, atme tief durch und sprich langsam
  • Formuliere deine Grenze klar und ohne Rechtfertigung
  • Wiederhole sie ggf. ruhig, mit fester Stimme
  • Reagiere konsequent, aber liebevoll („Ich halte dich jetzt fest, damit das nicht passiert“)
  • Achte auf die Bedürfnislage: Was will dein Kind dir durch das Verhalten zeigen?
  • Lobe nicht „braves Verhalten“, sondern zeige echte Verbindung, wenn dein Kind kooperiert

Was du vermeiden solltest:

  • Schuldzuweisungen oder Labels („Du bist so frech!“)
  • Inkonsequenz aus Müdigkeit oder Konfliktvermeidung
  • Belohnungsfallen („Wenn du jetzt aufhörst, dann bekommst du…“)

👉 Zum passenden Artikel:
Kind überschreitet ständig Grenzen – Gründe und Tipps

10. Kind ist undankbar und sagt nicht Danke

kind ist undankbar und sagt nicht danke
Kind ist undankbar und sagt nicht Danke

Du gibst deinem Kind etwas ein Geschenk, ein Lieblingsessen, einen Gefallen und es kommt: nichts. Kein Lächeln, kein „Danke“, nicht einmal ein Blick. Statt Freude fühlst du Enttäuschung oder sogar Kränkung.

Doch fehlender Dank ist meist kein Zeichen von Undankbarkeit, sondern altersbedingt. Kleine Kinder haben noch kein natürliches Gespür für soziale Konventionen. Und selbst größere Kinder vergessen es einfach, nicht aus Absicht, sondern aus Fokus auf sich selbst. Dankbarkeit kann wachsen, aber nicht erzwungen werden.

Tipps, wenn dein Kind „nicht Danke sagt“:

  • Lebe Dankbarkeit im Alltag vor: durch echtes, spontanes Danken
  • Benenne, was du beobachtest („Ich sehe, du freust dich, das ist schön“)
  • Nutze statt Forderung lieber Fragen („Was sagt man da manchmal?“ – ohne Druck)
  • Sei geduldig, Beziehung geht vor Höflichkeitsformel
  • Erinnere dich: Ein Kind muss nicht sofort alles können

Was du vermeiden solltest:

  • Sätze wie „So undankbar, du bekommst nie wieder was“
  • Erzwingen von „Danke“ unter Drohung oder Vorwurf
  • Beschämen vor anderen („Sag jetzt gefälligst Danke!“)

11. Kind will Zähne nicht putzen

kind will zähne nicht putzen
Kind will Zähne nicht putzen

„Nein, ich will nicht!“ kaum ein Ritual sorgt so zuverlässig für Widerstand wie das Zähneputzen. Gerade abends, wenn alle müde sind, eskaliert das Thema schnell. Es wird diskutiert, gedrängelt oder sogar geweint, auf beiden Seiten.

Doch Widerstand beim Zähneputzen ist selten reine Unlust. Oft steckt dahinter: Kontrollbedürfnis, Überreizung, Zeitdruck oder eine unangenehme Erfahrung mit Druck und Macht. Kinder brauchen beim Zähneputzen keine Strafen oder Spielchen, sondern Mitgefühl und kreative Begleitung.

Tipps, wenn dein Kind die Zähne nicht putzen will:

  • Vermeide Machtkämpfe: bleib präsent, aber flexibel
  • Nutze Übergänge: „Willst du zuerst oben oder unten?“ statt „Jetzt wird geputzt!“
  • Biete Wahlmöglichkeiten: eigene Zahnbürste, Zahnpasta mit Geschmack
  • Etabliere ein gemeinsames Zahnputzritual mit Humor, Musik oder Rollenspiel
  • Beobachte dein Timing: vielleicht ist dein Kind schlicht zu müde
  • Mach’s vor: gemeinsames Putzen wirkt oft Wunder

Was du vermeiden solltest:

  • Drohungen („Dann gibt’s morgen keine Süßigkeiten!“)
  • Festhalten oder Zwang
  • Sätze wie „Wenn du nicht willst, musst du halt mit Karies leben!“

12. Streit unter Geschwistern

streit unter geschwistern
Streit unter Geschwistern

Sie schreien, schubsen, ziehen sich Spielsachen aus der Hand und keine fünf Minuten später lachen sie wieder. Geschwisterstreit gehört zum Familienalltag, kann aber Eltern schnell überfordern, wenn es täglich kracht oder eskaliert.

Wichtig ist: Streit ist eine wichtige Lernchance. Kinder lernen darin soziale Grenzen, Verhandlung, Perspektivwechsel und Selbstbehauptung. Statt als Schiedsrichterin zu agieren, braucht es Eltern, die Raum geben, deeskalieren und Klarheit schaffen, wann sie eingreifen und wann nicht.

Tipps, um Geschwisterstreit zu begleiten:

  • Beobachte zuerst: Muss wirklich eingegriffen werden oder regeln sie es selbst?
  • Benenne neutral, was du siehst, ohne Schuld zuzuweisen („Ihr beide wollt gerade dasselbe Spielzeug“)
  • Unterstütze bei der Konfliktklärung, nicht bei der Schuldfrage
  • Hilf Kindern, ihre Gefühle und Bedürfnisse zu benennen
  • Sorge für Exklusivzeiten mit jedem Kind, um Rivalität zu reduzieren
  • Kläre Regeln für Streit (z. B. „Wir verletzen niemanden“)

Was du vermeiden solltest:

  • Sofort Partei ergreifen („Du bist älter, also gib nach!“)
  • Ungleich behandeln oder vergleichen („Deine Schwester macht das nie!“)
  • Konflikte totschweigen oder mit Ablenkung überspielen

👉 Zum passenden Artikel:
Streit unter Geschwistern bei Kindern vermeiden – 5 Tipps

13. Kind will nicht in Kita / den Kindergarten gehen

kind will nicht in kita / den kindergarten gehen
Kind will nicht in Kita / den Kindergarten gehen

„Ich will nicht in die Kita!“ – Tränen am Morgen, Festklammern, Weinen an der Garderobe. Für viele Familien ist der Abschied zur Kita ein täglicher Kraftakt. Eltern zweifeln schnell: Ist das normal? Mache ich etwas falsch?

Doch Trennung fällt nicht jedem Kind leicht und das ist völlig in Ordnung. Besonders in Übergangsphasen oder nach Krankheit, Urlaub oder Konflikten zu Hause kann der Wunsch, bei den Eltern zu bleiben, wieder stark werden. Kinder brauchen Sicherheit, keine Eile und Eltern, die ihre Gefühle ernst nehmen, ohne sie zu dramatisieren.

Tipps, wenn dein Kind nicht in die Kita will:

  • Nimm die Gefühle deines Kindes ernst, auch wenn du die Situation anders erlebst
  • Bleib ruhig und klar – dein Kind braucht Halt, keine Unsicherheit
  • Etabliere feste, liebevolle Abschiedsrituale (z. B. ein Kussritual, ein Satz, ein Symbol)
  • Nutze Übergangsobjekte (z. B. ein Foto oder Stofftier)
  • Sprich mit den Erzieher:innen über Auffälligkeiten oder Sorgen
  • Erzähl deinem Kind, wann du es abholst – orientiert am Tagesablauf

Was du vermeiden solltest:

  • Aussagen wie „Jetzt reiß dich mal zusammen!“
  • Unausgesprochene Schuldgefühle („Ich geh nur schnell einkaufen…“)
  • Übermäßiges Zureden im Türrahmen – Abschied kurz und klar halten

👉 Zum passenden Artikel:
Kind will nicht in Kita / den Kindergarten gehen – Was tun?

Fazit: So gehst du mit Konflikten um

Konflikte mit Kindern sind kein Zeichen von Scheitern – sondern Teil eines lebendigen, echten Familienalltags. Sie zeigen, wo Nähe gebraucht wird, wo Bedürfnisse gehört werden wollen, und wo Entwicklung geschieht – bei deinem Kind genauso wie bei dir selbst.

Wenn du lernst, hinter das Verhalten deines Kindes zu schauen, wirst du erkennen: Es geht nicht um Trotz, Macht oder „Ungehorsam“. Es geht um Gefühle, Orientierung und Beziehung. Statt in alte Muster zu verfallen, kannst du neue Wege gehen – mit Ruhe, Klarheit und Verbindung.

Die 13 Alltagssituationen in diesem Artikel geben dir praktische Werkzeuge an die Hand. Doch noch wichtiger ist die Haltung dahinter: Begegne deinem Kind nicht als Erzieherin, sondern als Begleiterin. Konflikte sind Chancen – für Verständnis, für Wachstum und für mehr Verbindung im Miteinander.

7 typische Alltagskonflikte zwischen Eltern und Kindern

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